27.01.2008

Dancing Queens

Wir sprudeln vor Energie und es geht uns blendend! Was tut man also in solch einer Situation? Richtig. Tanzen. Tanzen bis die Füße weh tun, wir zu jedem Lied schon fünfmal getanzt haben oder der Herd, das Teehaus oder das Hamam ruft. Auf jeden Fall ist es großartig. Wie schön, dass in Baku alle CDs nur 3 Manat kosten, wir eine so tolle Stereoanlage im Zimmer haben und auch über eine ausreichend große Tanzfläche verfügen.
Seit zwei Tagen weilt meine Tanzpartnerin Corinne allerdings wieder in der Schweiz, was eine gemeinsame Tanzeinheit erschwert. Unsere drei ASA-Monate sind rum und den vierten werde ich jetzt alleine bestreiten. Corinne, eine bessere ASA-(nicht-)Projektpartnerin hätte ich mir nicht wünschen können und uns als Dreamteam kann sowieso niemand jemals toppen. Never forget: dancing queen, dancing queen....:-).

26.01.2008

Erdöl-Friedhöfe


gleich hinter den Häusern: eine Erdölförderungs-Mondlandschaft


Wir gehen spazieren, auf matschigem, öligem Boden, zwischen eingeschossigen Bauten, die mit hohen Mauern umzäunt sind und verrostete, teilweise bunt lackierte Blechtore als Eingang haben. Es ist ziemlich still, kein Motorenlärm, denn die nächste Hauptstraße ist einen halben Kilometer entfernt. Ab und zu nur holpert ein alter Lada oder ein Tanker die schmale Straße entlang. Es riecht nach Schwefel und aus irgendeiner Leitung zischt Gas. Wie riecht Öl? Riecht man das Öl? Frauen schauen uns von ihren kleinen fenstergroßen Geschäften aus hinterher. Einzelne Kinder, die vor den Hoftoren spielen, rufen aufgeregt in den Hof hinein, wenn wir vorbei laufen oder unsere Kameras auspacken. Mehr Frauen als im 2km entfernten Zentrum von Baku sind unterwegs. In ihren Hauskleidern und Hausschuhen laufen sie schnell zum Laden an der Ecke oder tragen das Enkelkind durch die Gegend. Wir sind in der Nähe des Erdöl Feldes Bibi Heybat oder neben dem Erdölfeld bei Balaxani. Das ist eigentlich egal, das Bild ist überall das Gleiche. Trostlose, verdreckte Mondlandschaften. Total heruntergekommene, marode Förderanlagen, die schon seit Jahren nicht mehr funktionieren und jeden der dort vorbeikommt an den Erdölboom in Aserbaidschan und die derzeitige Erdölwirtschaft erinnern. Zwischendrin wippt der ein oder andere Kopf (Pferdekopf-Pumpen) gemütlich auf und ab. Kinder laufen im Dreck zwischen den Förderanlagen und Ölpfützen. Nur zu den derzeit aktiven Erdölfeldern gibt es Begrenzungen. Dort läuft die Erdölfeld-Polizei auf und ab und kontrolliert, dass niemand unerlaubt eindringt und Fotos macht oder sich umschaut. Dort wo das Öl nur noch unzureichend oder gar nicht mehr blubbert, stehen die Häuser direkt neben den Gruben, dazwischen oder nicht weit davon entfernt. Wir können es fast nicht glauben, was wir da sehen. Corinne erzählt mir später, dass sie jedes Mal, wenn wir uns „Erdöl“ anschauen, fast heulen könnte und Till unterhält uns mit noch mehr zynischen Kommentaren als sonst. Kann man wirklich so weit gehen? Jegliche Umwelt- und Sozialstandards komplett ignorieren? Wenn man genügend Geld hat und nicht betroffen ist einfach darüber hinweg sehen? Übersehen, dass die Menschen, die dort leben und keine andere Wahl haben, tatsächlich Menschen sind und keine Maschinen, denen es egal ist, wenn man sie stehen lässt und nicht entsorgt, sobald sie nicht mehr gebraucht werden? Aserbaidschan – ein Land voller Gegensätze. Das habe ich ja schon oft festgestellt, nicht nur bezüglich des sozialen Gefälles innerhalb Bakus, das mich immer wieder in Staunen versetzt, sondern auch durch die riesigen Unterschiede zwischen Stadt und Land. Aber wie weit kann das gehen, wie weit kann eine Gesellschaft, eine Regierung, ein Land, die Missstände und Ungerechtigkeiten ignorieren? In Bibi Heybat, 2 km südlich vom Stadtzentrum fühlt man sich wie in einem Dorf, dabei gehört das Gebiet noch zu Baku und wenn man von dem besiedelten Erdölfeld wieder auf die Straße tritt, dann ist man auch sofort wieder in der Stadt, im Getümmel, im Verkehrschaos, unter Menschen. Ein aserbaidschanischer Freund meinte letztens, dass vor allem das Erdöl Aserbaidschan ins Unglück gestürzt hat, nicht nur die Regierung unter dem Aliyev-Klan. Das Erdöl bringt den einflussreichen Familien viel viel Geld und lässt den größten Teil der Gesellschaft zurück. Die Machthaber interessieren sich nicht besonders für ihr Volk, sondern versuchen nur nach außen hin das Bild vom umsorgten und nach Entwicklung und Fortschritt für alle Menschen strebendem Präsidenten zu wahren. Die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft garantieren eine Aufrechterhaltung dieser Attitüde. Mit Geld kann man sich fast alles kaufen, das Schweigen der Menschen, Korruption, Repression und ein Sonnenschein-Lächeln gegenüber dem Rest der Welt. Traurig. Aber ganz ohne Hoffnung bin ich trotzdem nicht, denn solange mir immer noch ein Kind entgegenläuft, das lächelt, weiß ich wenigstens, dass auch in den Menschen, die dort leben der letzte Funken Hoffnung noch nicht gestorben ist.


20.01.2008

Feuerberge

Neben den Schlammvulkanen sind die Feuerberge die Touristenattraktion Nummer eins in und um Baku. Ein netter Fotostopp, denn hier tritt unterirdisches Erdgas an die Oberfläche und brennt munter vor sich hin.

Fotoshooting mit Tilman und Corinne...

13.01.2008

Baku und der Schnee

Vor einer Woche war es soweit: es schneite! Auf einmal, ganz plötzlich ohne große Vorankündigung und mehr als 20 cm auf einmal. Der Winter platzte plötzlich so in unser Leben und hat uns zu unserer Freude bisher mehr Annehmlichkeiten als Unannehmlichkeiten bereitet. Zunächst einmal verursachte der Schnee ein ziemlich heftiges Verkehrschaos. Manche Autos und Martschrutkas zogen geistesgegenwärtig Schneeketten auf, die meisten anderen blieben mit ihren abgefahrenen Sommerreifen hoffnungslose Opfer der spiegelglatten, immer mehr zugeschneiten Straßen. Uns zog es dick eingepackt in Mütze, Schal, Handschuhe, Strumpfhosen und Wanderstiefeln wie viele andere, sich am Schnee erfreuende Aserbaidschaner, im Schneegestöber auf die Straße. Ein langer Schneespaziergang zum Richard Sorge Denkmal (das muss hier jetzt auch mal erwähnt werden, denn inzwischen sind wir dort schon fast Stammkunden; es handelt sich um das Denkmal von Richard Sorge, einem sowjetischen Nationalheld der während dem 2. WK Spion der Sowjetunion war, das uns vor allem aufgrund der Tatsache überzeugt, dass die Person nicht wie üblich als pathetische mit den Armen in den Himmel zeigende übergroße Figur dargestellt wird. Beim Richard Sorge Denkmal blicken dich, vor allem eindrucksvoll bei Dämmerung, zwei riesige, leuchtende Augen an, aus einem halben Gesicht mit angedeuteten Zügen heraus, fast schon unheimlich und durchdringend, aber sehr sehr cool!).
sogar den Spatzen ist kalt...


Richard Sorge

Auf dem Weg beobachteten wir nicht nur super viele im Schnee spazierenden Menschen, sondern vor allem auch klapprige Ladas und Gigolos, die mit durchdrehenden Reifen versuchten vorwärts zu kommen, oder bremsten und trotzdem verzweifelt weiter rutschten. Aber erstaunlicherweise passierte...gar nichts. Keine Massenkarambolagen oder angefahrene Passanten, zumindest soweit wir das in den drei Stunden auf den Straßen mitbekommen haben. Zwar musste an der einen oder anderen Stelle die Marschrutka den Berg hochgeschoben werden, oder das Taxi aus einem Schneehaufen befreit werden, aber ansonsten blieb alles katastrophenfrei.



Kalt ist es, seitdem sich Baku unter einer dicken weißen Decke aus feinem Pulverschnee befindet und unter Umständen gefriert das ein oder andere Wasserrohr dann auch mal, aber dagegen gibt es ja Hamams (Dampfbäder), die man bei gegebenem Anlass aufsuchen kann. Ansonsten ist mir vor allem Eines aufgefallen: Stille! Zunächst, weil Schnee Lärm ja sowieso schon dämpft, aber auch weil nicht mehr so viele Fahrzeuge die Straßen bevölkern. Man kann plötzlich entspannt die Straße überqueren und sogar auf der Straße spazieren. Mit Schnee gefällt mir Baku richtig gut, es sieht sehr hübsch aus, tagsüber in der Sonne und abends mit den vielen leuchtenden Lämpchen. Da sich der ganze Dreck und Müll ja nun unter einem Haufen Schnee befindet, ist es plötzlich auch ungewohnt sauber und ordentlich in Baku (das schätzt man doch als Deutscher ;-)) Nur die Metro ist jetzt noch voller als sonst sowieso schon, aber das nimmt man ja gerne in Kauf, wenn dafür das Drumherum stimmt.
Trotz guten Zuredens machte die Kälte nicht vor unserer Wohnungstür Halt. Das Thermometer steigt nur in seltenen Fällen über 13 Grad in meinem Zimmer und was wir hier machen, kann man vielleicht in die Kategorie „Abhärtungstraining“ einordnen. Zunächst bewohnen Corinne und ich nur noch mein Zimmer, denn ihres ist so eine Art Anbau und deswegen sind die Wände noch weniger isolierfähig als in meinem Zimmer. Es dient nur noch als Abstellraum und heißt „ der Kühlschrank“. Unsere Betten stehen neben dem Ofen, der Wärme aus Andrejs Zimmer abstrahlt und unter unseren vielen warmen Decken bzw. bekleidet mit mehreren Schichten Pullovern, dicken Socken und Schals trotzen wir den Temperaturen. Außerdem laden wir uns oft netten Besuch ein, um die Anzahl an Körpern im Raum zu erhöhen und damit auch mehr Wärme zu produzieren. Manchmal reicht aber auch schon Tanzen (da wird einem warm), eine von Corinne und mir häufig praktizierte Tätigkeit, unser Besuch bleibt da eher zurückhaltend...
unser Wärmelager ist so gemütlich wie es aussieht :-)
Und während ich das hier schreibe, sind meine Finger und Füße auch schon wieder fast eingefroren, vielleicht sollte ich gleich mal eine Tanzrunde einlegen oder zum Aufwärmen heute mal wieder ins Hamam gehen.

10.01.2008

Romantik am Strand...


Ob das nun romantisch ist?! Egal, Michi & Corinne scheinen sich wohl zu fühlen...

Schlammvulkane






Ganz herzlich begrüßen wir das Neue Jahr!

die WG letztes Jahr


Silvesterparty bei AOS

Vor Lichterketten und Glitzerbehang fast platzende, riesige Weihnachtsbäume stehen in Baku schon seit Anfang Dezember herum, bis zum Ende des Monats werden es immer mehr und auch mehr Weihnachtsmänner sieht man auf der Straße herumlaufen oder auf Bänken sitzen, damit man sich mit ihnen fotografieren lassen kann – für einen unvergesslichen Moment im Familienalbum. Für uns ein bisschen komisch, denn auch nach Weihnachten bzw. immer noch also im Januar blinken die Weihnachtsbäume und die Weihnachtsmänner zwinkern immer noch von den Bänken herüber und warten auf die nächsten Fotokandidaten. Aber Weihnachten ist doch längst vorbei bzw. Aserbaidschan ist ein muslimisches Land – woher der ganze Weihnachtskram? Wahrscheinlich ist das mit dem Weihnachtsbaum und den Weihnachtsmännern ein Resultat der russischen Einflüsse in Aserbaidschan. Das russisch orthodoxe Weihnachtsfest findet am 07. Januar statt und die Menschen machen sich ihre Geschenke zu Silvester. Aber das Neujahrsfest bzw. Silvester ist in Aserbaidschan besonders deswegen so wichtig, denn es handelt sich auch um den Tag der Vereinigung aller Aserbaidschaner.
Bei AOS feiern wir am 29.12. „New Year“. Mittags sitzen alle an einer langen Tafel, es gibt Säfte, Softdrinks, Rotwein für die Männer, Piraschki, überfahrenes Huhn, Gutabi, Mayonnaise Salate, Obst und Sahnetorte. Der hierarchischen, patriarchischen Rangordnung folgend (also erst der Chef, dann zuerst alle Männer ihrer Rangstellung im Büro folgend und dann die Frauen) bringt jeder einen Toast aus und wünscht AOS für die Zukunft eine prosperierende Entwicklung, Wachstum und Fortschritt. Aber natürlich darf auch der Gedanke an die Gesamtheit aller Aserbaidschaner nicht vernachlässigt werden und deswegen wird unter anderem auch auf eine baldige Befreiung Berg-Karabachs getrunken. Ein unleidiges, politisch sehr umstrittenes, emotional hoch aufgeladenes Thema, das man als Ausländer versucht nicht unbedingt anzusprechen. In meiner ersten Woche in Aserbaidschan fand ich mich nach bloßer Erwähnung aus Neugier mitten in einer heftigen Diskussion wieder. Aus Fehlern lernt man und inzwischen versuche ich mit den meisten Personen politische Diskussionen zu vermeiden. Nicht nur, weil die Diskussionen oft unsachlich und sehr emotional werden, sondern weil ich auch das Gefühl habe, die meisten sind es Leid immer wieder über den Konflikt mit Armenien zu sprechen. Gerade mit Ausländern, die eine völlig andere Perspektive im Konflikt einnehmen und eine eurozentrische Interpretation des Konfliktes haben, führt eine derartige Diskussion in den meisten Fällen nur zu Missverständnissen und Unverständnis auf beiden Seiten. Trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass es in absehbarer Zeit zu gar keiner friedlichen Einigung im Streit mit Armenien kommen kann, denn der Zorn und die unangefochtene Opferhaltung und Einstellung man sei im Recht wird wie ein zähes Feuerchen geschürt (auf beiden Seiten im Übrigen). Die junge Generation kommt so gar nicht auf die Idee die Situation zu hinterfragen oder eine andere Perspektive einzunehmen. Zum selbstständigen Denken wird man in Aserbaidschan nicht erzogen, was aber nicht heißt, dass es in Aserbaidschan niemanden gibt, der reflektiert und nachdenkt. Ich habe in der Zwischenzeit viele, vor allem junge, sehr fitte Azeris kennen und schätzen gelernt. Trotzdem ist es schade, dass das Bildungssystem so verkommen und marode ist, denn es gibt viele intelligente und interessierte junge Menschen hier und sicher noch viel mehr, die Potential aufweisen, das nur nicht gefördert wird. Aber die meisten derjenigen, die etwas voranbringen und bewegen könnten sind dann auch diejenigen, die weggehen und die die Chance nutzen, um im Ausland studieren oder zu arbeiten.
Kurzer Exkurs – jetzt geht es wieder um Neujahr. Michi hatten wir nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten ja doch noch glücklicherweise nach Aserbaidschan geschleust. Eigentlich haben wir nicht mehr damit gerechnet, denn auf der aserbaidschanischen Botschaft in Tbilisi, wo Michi seit Wochen sein Visum beantragen wollte, hieß es plötzlich: vom 25.12. bis 02.01. werden keine Visa ausgestellt. Ok, und wieso? Zuerst unterstellten wir der Botschaft gemeine Willkür. Aber da lagen wir falsch, denn der sehr nette und hilfsbereite Botschaftsmitarbeiter hatte selber Angst um sein Leben. Das Kontingent an Visa für 2007 war vor Ablauf des Jahres ausgelaufen. Haben wir wieder was gelernt, es gibt eine vorher festgelegte Anzahl an Visa, die pro Jahr ausgestellt werden können. Tatsächlich? Oder nur bei der aserbaidschanischen Botschaft in Tbilisi?! Auf jeden Fall wartete der Botschaftsmitarbeiter genauso sehnsüchtig auf Visanummern aus Baku wie wir und die LKW-Fahrer an der aserbaidschanischen Grenze, die seit Tagen an der Grenze festsaßen. Aller guten Dinge sind drei und beim dritten Versuch, am 28.12. gab es dann doch noch eine Nummer für Michi und wir konnten ihn mit in die kaukasische Metropole nehmen. Silvester genossen wir von einer Dachterrasse in der Altstadt einen schönen Blick auf Baku City und das Feuerwerk. Punkt 12 stießen wir mit einem Dutzend anderen Deutschen auf das Neue Jahr an, aber von Feuerwerk keine Spur. Eigentlich nicht so verwunderlich, eher erwartungsgemäß. Zehn Minuten nach 12 ging es dann aber los und die nächste halbe Stunde war der Himmel über Baku flackernd, bunt erleuchtet.

09.01.2008

Winterurlaub...

Bakuriani






Was macht man im Winter in Georgien, wenn man zwei Tage Zeit hat und unbedingt in einer wunderschönen Winterlandschaft bei strahlend blauem Himmel und ungetrübtem Sonnenschein durch knietiefen, feinen Pulverschnee stapfen will? Man setzt sich in Tbilisi in eine Marschrutka und steigt drei Stunden später auf 1700 Höhenmetern in Bakuriani wieder aus.
Was für ein toller Kurztrip! Corinne, Michi, Corinna und ich genießen zwei tolle Tage im ehemaligen St. Moritz der Sowjetunion. Wir keuchen, im Schnee versinkend, einen kleinen Berg hoch von dem wir eine schöne Aussicht auf den Ort genießen, spazieren durch Bakuriani und weichen kleinen Georgiern auf den Straßen aus, die dort ihre ersten Versuche auf Skiern unternehmen und zu bereits fortgeschritteneren Abenteuern auf Lenkschlitten fähig sind. Corinne und Corinna leihen sich Skier aus und wedeln gekonnt und mit dem größten Vergnügen die (hell-)blaue Piste hinunter. Michi und ich mieten uns Schlitten, sind ganz begeistert vom Schlittenlift und sausen dann jauchzend und lachend und im Affenzahn den Hang hinab. Zum Abschluss unseres wundervollen Mini-Winterurlaubs fahren wir mit einer Schlittenkutsche einmal um den Ort herum. Diese Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde, wovon wir aber die ersten zehn Minuten darüber diskutieren wie schrecklich das für das arme Pferd sein muss, das uns jetzt durch die Gegend zieht. Wir beschließen dann aber doch sitzen zu bleiben und sind fast die restlichen 20 Minuten damit beschäftigt die schöne Landschaft, die an uns vorbeizieht in unverwackelten Bildern festzuhalten, was eigentlich letztendlich, glaub ich, keinem gelungen ist. Aber schön war es trotzdem und diese unvergleichlichen Eindrücke sind ja sowieso in irgendeiner Ecke im Gehirn eingespeichert, wer braucht da noch Fotos.

Unterwegs mit ASA-Reisen ;-)


Tbilisi!

die Schwefelbäder :-)



ein georgischer Kirchturm

Bald nun ist Weihnachten….und Corinne und ich wollen nicht alleine in Baku vor dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum hocken und die Wand anstarren und auch Michi und Corinna, die beiden anderen ASAten in Tbilisi sehnen sich nach kommunikativer Gesellschaft. Was liegt da näher als für uns die Gelegenheit am Schopfe zu packen und uns in einen total überheizten Nachtzug nach Tbilisi zu setzen. An der Grenze füllen wir eine georgische Zollerklärung aus, die auch noch komplett in georgischer Schrift anflattert – ohne zu unterschreiben – aber das interessiert anscheinend niemanden, denn den Stempel kriegen wir trotzdem.
Tbilisi hat Charakter, die Menschen in Georgien sehen uns schon ähnlicher und, das soll jetzt eigentlich nur ein Kompliment für die Georgier sein, es handelt sich nämlich um überdurchschnittlich schöne Menschen. Schon vormittags kann es passieren, dass man sich in einen überquellenden Bus quetscht und mal mehr mal weniger dezent in den Genuss von Vodkaschwaden und anderen Körpergerüchen kommt – in Aserbaidschan passiert das so gut wie nie. Das soziale Gefälle in Tbilisi ist nicht so ausgeprägt wie in Baku. Es fehlen die Superreichen und man sieht mehr Bettler und eine große Masse an Menschen, die im ökonomischen Mittelfeld zu schwimmen scheinen. Im Gegensatz zu Baku versteht eigentlich niemand Englisch auf der Straße oder in Geschäften, auf dem Bazar hat man manchmal sogar mit Russisch Verständigungsprobleme. Die jüngste politische Unruhe im Land spiegelt sich an den mit einem grinsenden Saakaschwili zuplakatierten staatlichen gelben Bussen wieder. Im Fernsehen bringt nach 18 Uhr jeder Sender nur noch entweder Wahlpropaganda à la Saakaschwili (besonders eindrucksvoll: winkende und lachende, vor Glück nur so sprudelnde Kinder, die durch Tbilisi laufen und man das Gefühl bekommt kein Land lässt mehr Endorphine ausschütten als Georgien), ohne Punkt und Komma redende Mitglieder der Opposition oder Interviews mit Saakaschwili. Die georgische Küche – ein Genuss. Zum Frühstück gibt es bevorzugt Gebäckkugeln mit Vanillefüllung oder Nutellabrot (na gut, das ist weniger georgisch...). Mittags dann Chatschapuri (Käsebrot – total lecker) und abends alles was sonst noch übrig bleibt, z.B. eingelegte Auberginen mit Knoblauch und Walnüssen, mit Käse überbackene Pilze, Lobio (Bohnenpampe), immer wieder Chatschapuri, riesige Mantu und dazu georgische, pappsüße Limonade, sehr mineralhaltiges, salziges Wasser oder Rotwein.
Und was hat mir am besten gefallen? Der Besuch im Schwefelbad! Die beste Erfindung überhaupt. Verfroren und voller Vorfreude betritt man die nach Schwefel stinkenden Gewölbe, zahlt ein paar Lari, bekommt ein großes Laken und kann sich dann im privaten Schwefelbad austoben. Das Wasser kommt direkt aus dem Untergrund und wärmt den ganzen Körper im dampfenden Bad so richtig auf. Zwischendurch springt man unter die kalte Dusche, versucht dabei den Kreislauf unter Kontrolle zu behalten und dann geht es wieder ins heiße Wasser. Nach diesem sehr wohltuenden und angenehm entspannenden Bad ist die Haut ganz weich und bis aufs äußerste relaxt, zufrieden und glücklich schwebt man nach Hause wo man im günstigsten Fall gleich ins Bett und in einen komaartigen Schlaf fällt. Ich nehme am gleichen Abend noch, den wieder total überheizten Nachtzug nach Baku, wo ich zwar aufgrund der Hitze (wie auch viele anderen Mitfahrer) nicht schlafen kann, aber dafür gute Gespräche über die Unterschiede zwischen Georgien, Aserbaidschan und Deutschland führe und nach dem Aufstehen Tee und Kekse bekomme.