Früh morgens in Baku, noch ins warme Bett gekuschelt, laufen plötzlich aufgeregt erzählende Kinder vorm Fenster vorbei – es ist also genau viertel vor acht, nach diesen süßen Kindern kann man wirklich die Uhr stellen. Na ja, da kann ich mich ja noch mal umdrehen und eine Runde weiterschlafen, denn der Arbeitsalltag fängt hierzulande etwas später an. Um halb neun klingelt dann aber doch der Wecker und ich springe munter aus dem Bett. Der Anblick von zahlreichen toten Mücken, die an der Wand kleben, lassen mich die Ereignisse der Nacht in mein Gedächtnis zurückrufen: insgesamt drei mal durch Mückengesurre aufgewacht und 17 Mücken und 2 Silberfische erschlagen. Egal. Erstmal duschen und frühstücken, dann kann man auch der größten Mückenplage gleichgültig begegnen. Das Duschen muss zeitlich allerdings nach hinten verschoben werden, denn es gibt mal wieder kein Wasser. Nach zwei Stunden bin ich dann auch schon (geduscht und erholt) auf dem Weg zur Arbeit. Es ist viel los auf den Straßen. Da ich in der Nähe der Uni wohne, treffe ich vor allem Studenten. Die erkennt man daran, dass sie außer ihrem Handy und eventuell einem kleinem Heft eigentlich nichts mit sich herumtragen, am liebsten in Kleingruppen von vier bis sieben Jungs oder Mädels auftreten und mit schwarzen vorne spitz zulaufenden Klackerschuhen, meistens im Anzug (aber ohne Krawatte) bzw. schick gekleidet sind und sich schminken wie für einen Modeauftritt. Mit Sneakers, Jeans und Rucksack könnte man sich auch „underdressed“ vorkommen, aber soweit bin ich noch nicht.
Bei AOS kommen die ersten Mitarbeiter gegen zehn Uhr. Die Arbeitsatmosphäre im Büro ist im Allgemeinen sehr entspannt und angenehm und ich habe nicht den Eindruck, dass jemand unter Stress oder Zeitdruck steht. Ich arbeite in einem sehr netten, aufgeschlossenem, jungen Team. Von etwa zehn Mitarbeiter sind bis auf drei alle unter 30 Jahre alt. Während ich an meinem kleinen Schreibtisch sitze und fleißig 18 Jahre alte, russische Generalstabskarten georeferenziere, scheint auch den Anderen im Office ihre Arbeit Spaß zu machen. Alle unterhalten sich viel und fröhlich auf Aserbaidschanisch. Zwischendurch übersetzt der ein oder andere aber auch mal für mich. Obwohl ich den Eindruck habe, dass viel gequatscht wird, scheinen doch alle ihre Arbeit gut auf die Reihe zu kriegen. Um halb drei Uhr nachmittags gibt es auch schon Mittagessen (Büros in Aserbaidschan sind üblicherweise in einem Wohnhaus in einer Wohnung mit Küche, Bad und drei Zimmern). Wie jeden Mittag hatten zwei Mitarbeiterinnen gekocht. Am ersten Tag versicherte man mir noch, dass jeden Tag jemand anderes kocht und ich hatte mich schon auf die Kochkünste aserbaidschanischer Jungs gefreut. Aber spätestens nach drei Tagen wurde mir klar, dass es keine Rotation am Herd gibt. Heute gibt es weder russische noch aserbaidschanische Suppe, sondern erst angebratene und dann gekochte Nudeln mit einer Soße die zu 80% aus „Wurst für Moslems“ und zu 20% aus Tomaten besteht. Dazu gibt es Käse, Gurkenscheiben und Brot. Klingt komisch, schmeckt aber lecker! Eine Stunde nach dem Essen gibt es dann ein „Office Meeting“, wo ausführlich von einer Konferenz erzählt wird und man sich Fotos ansieht. Und dann ist es auch schon fast wieder 18 Uhr und damit der Arbeitstag zu Ende. Völlig ausgetrocknet komme ich Zuhause an. Zum Glück ist unsere Teekanne wie immer voll mit Thymiantee. Corinne und ich überlegen was wir heute zum Abendbrot essen könnten und kommen aufgrund akutem Zuckermangels (das Halva ist alle) auf die Idee einen Kuchen zu backen – Guglhupf (eigentlich wollen wir Apfelkuchen backen, denn in Baku kann man für relativ wenig Geld sehr leckere Äpfel kaufen, aber der Apfelmann steht mit seinem Wolga voller Äpfel heute leider nicht bei uns im Prospekt). Schnell noch in den Supermarkt rennen und alle Zutaten kaufen. In dem kleinen Laden an der Ecke kennt man uns schon - die zwei Europäerinnen, die immer versuchen mit ihren drei Worten Russisch einzukaufen - und wie immer werden wir mit einem breiten Grinsen und einem freundlichem „Salam“ begrüßt. Leider gibt es keine gemahlenen Haselnüsse, deswegen werden Ganze gekauft, die müssen wir dann eben selber klein kriegen. Wieder Zuhause macht sich Corinne mit einem Messer daran die Nüsse zu mahlen oder wenigstens zu zerkleinern, nach einer Stunde hat sie allerdings noch nicht mal die Hälfte - na ja wird eben ein Guglhupf mit weniger Nüssen, die schmecken ja auch wenn sie nicht im Kuchen sind. Alles in die Springform und jetzt nur noch schnell rein damit in den Gasofen. Obwohl wir beide noch nie mit einem Gasofen gebacken haben, brennt eine Gasflamme schon nach etwa fünf erfolglosen Versuchen. In der Küche riecht es inzwischen, als ob wir den ganzen Abend gekokelt hätten, denn wir zünden jedes Mal ein Stück gerolltes Zeitungspapier an, sozusagen als verlängertes Streichholz, um uns nicht die Finger zu verbrennen. Leider hat der Gasknopf am Ofen aber wohl einen Wackelkontakt, denn sobald man ihn nicht die ganze Zeit gedrückt hält, geht der Ofen wieder aus. Nachdem wir nach einer halben Stunde immer noch nicht weiter sind, beschließen wir den halben Kuchen in einem Wasserbad auf dem Herd zu „backen“ und die andere Hälfte, wie einen dicken Eierkuchen in der Pfanne zu braten. Beides funktioniert tatsächlich und unsere Kuchen schmecken vorzüglich. Satt und zufrieden setzte ich mich hinter meinen Laptop, höre Musik und schreibe Emails. Plötzlich gehen Musik und Licht aus, der Rechner läuft mit Batteriebetrieb und unser langsames, aber zuverlässiges W-Lan gibt abrupt seinen Geist auf. Ein Blick aus dem Fenster in die kohlrabenschwarze Nacht sagt mir: Stromausfall. Heute Abend wird es wohl nichts mehr mit Emails schreiben, da bleibt nur noch die Option früher schlafen zu gehen und von den Abenteuern zu träumen, die mich in Aserbaidschan hoffentlich noch erwarten werden.
Bei AOS kommen die ersten Mitarbeiter gegen zehn Uhr. Die Arbeitsatmosphäre im Büro ist im Allgemeinen sehr entspannt und angenehm und ich habe nicht den Eindruck, dass jemand unter Stress oder Zeitdruck steht. Ich arbeite in einem sehr netten, aufgeschlossenem, jungen Team. Von etwa zehn Mitarbeiter sind bis auf drei alle unter 30 Jahre alt. Während ich an meinem kleinen Schreibtisch sitze und fleißig 18 Jahre alte, russische Generalstabskarten georeferenziere, scheint auch den Anderen im Office ihre Arbeit Spaß zu machen. Alle unterhalten sich viel und fröhlich auf Aserbaidschanisch. Zwischendurch übersetzt der ein oder andere aber auch mal für mich. Obwohl ich den Eindruck habe, dass viel gequatscht wird, scheinen doch alle ihre Arbeit gut auf die Reihe zu kriegen. Um halb drei Uhr nachmittags gibt es auch schon Mittagessen (Büros in Aserbaidschan sind üblicherweise in einem Wohnhaus in einer Wohnung mit Küche, Bad und drei Zimmern). Wie jeden Mittag hatten zwei Mitarbeiterinnen gekocht. Am ersten Tag versicherte man mir noch, dass jeden Tag jemand anderes kocht und ich hatte mich schon auf die Kochkünste aserbaidschanischer Jungs gefreut. Aber spätestens nach drei Tagen wurde mir klar, dass es keine Rotation am Herd gibt. Heute gibt es weder russische noch aserbaidschanische Suppe, sondern erst angebratene und dann gekochte Nudeln mit einer Soße die zu 80% aus „Wurst für Moslems“ und zu 20% aus Tomaten besteht. Dazu gibt es Käse, Gurkenscheiben und Brot. Klingt komisch, schmeckt aber lecker! Eine Stunde nach dem Essen gibt es dann ein „Office Meeting“, wo ausführlich von einer Konferenz erzählt wird und man sich Fotos ansieht. Und dann ist es auch schon fast wieder 18 Uhr und damit der Arbeitstag zu Ende. Völlig ausgetrocknet komme ich Zuhause an. Zum Glück ist unsere Teekanne wie immer voll mit Thymiantee. Corinne und ich überlegen was wir heute zum Abendbrot essen könnten und kommen aufgrund akutem Zuckermangels (das Halva ist alle) auf die Idee einen Kuchen zu backen – Guglhupf (eigentlich wollen wir Apfelkuchen backen, denn in Baku kann man für relativ wenig Geld sehr leckere Äpfel kaufen, aber der Apfelmann steht mit seinem Wolga voller Äpfel heute leider nicht bei uns im Prospekt). Schnell noch in den Supermarkt rennen und alle Zutaten kaufen. In dem kleinen Laden an der Ecke kennt man uns schon - die zwei Europäerinnen, die immer versuchen mit ihren drei Worten Russisch einzukaufen - und wie immer werden wir mit einem breiten Grinsen und einem freundlichem „Salam“ begrüßt. Leider gibt es keine gemahlenen Haselnüsse, deswegen werden Ganze gekauft, die müssen wir dann eben selber klein kriegen. Wieder Zuhause macht sich Corinne mit einem Messer daran die Nüsse zu mahlen oder wenigstens zu zerkleinern, nach einer Stunde hat sie allerdings noch nicht mal die Hälfte - na ja wird eben ein Guglhupf mit weniger Nüssen, die schmecken ja auch wenn sie nicht im Kuchen sind. Alles in die Springform und jetzt nur noch schnell rein damit in den Gasofen. Obwohl wir beide noch nie mit einem Gasofen gebacken haben, brennt eine Gasflamme schon nach etwa fünf erfolglosen Versuchen. In der Küche riecht es inzwischen, als ob wir den ganzen Abend gekokelt hätten, denn wir zünden jedes Mal ein Stück gerolltes Zeitungspapier an, sozusagen als verlängertes Streichholz, um uns nicht die Finger zu verbrennen. Leider hat der Gasknopf am Ofen aber wohl einen Wackelkontakt, denn sobald man ihn nicht die ganze Zeit gedrückt hält, geht der Ofen wieder aus. Nachdem wir nach einer halben Stunde immer noch nicht weiter sind, beschließen wir den halben Kuchen in einem Wasserbad auf dem Herd zu „backen“ und die andere Hälfte, wie einen dicken Eierkuchen in der Pfanne zu braten. Beides funktioniert tatsächlich und unsere Kuchen schmecken vorzüglich. Satt und zufrieden setzte ich mich hinter meinen Laptop, höre Musik und schreibe Emails. Plötzlich gehen Musik und Licht aus, der Rechner läuft mit Batteriebetrieb und unser langsames, aber zuverlässiges W-Lan gibt abrupt seinen Geist auf. Ein Blick aus dem Fenster in die kohlrabenschwarze Nacht sagt mir: Stromausfall. Heute Abend wird es wohl nichts mehr mit Emails schreiben, da bleibt nur noch die Option früher schlafen zu gehen und von den Abenteuern zu träumen, die mich in Aserbaidschan hoffentlich noch erwarten werden.
2 Kommentare:
Vivien my love
Was heisst das, du hast meinen Namen vergessen? Ich bin zutiefst getroffen. Erschuettert. Mit meinem Stolz am Ende :-)
Nein, also...wenn ich schon fuer die Entstehung dieser Kommentarecke verantwortlich bin, muss ich ja fast den Anfang machen, nicht wahr nicht? Schoener Blog, bin gespannt auf die Abenteuer, von denen du bislang noch traeumst.
Falls sie sich nicht von selbst einstellen, kann ich dir waermstens folgendes empfehlen: Geh auf den naechst gelegenen Basar und kaufe dir ein Fahrrad. Bewege dich mit demselben durch die Stadt.
Und bete, fuegen Christian und ich hinzu.
Bis bald auf diesem Kanal.
PS:
Igor!!!!
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