13.01.2008

Baku und der Schnee

Vor einer Woche war es soweit: es schneite! Auf einmal, ganz plötzlich ohne große Vorankündigung und mehr als 20 cm auf einmal. Der Winter platzte plötzlich so in unser Leben und hat uns zu unserer Freude bisher mehr Annehmlichkeiten als Unannehmlichkeiten bereitet. Zunächst einmal verursachte der Schnee ein ziemlich heftiges Verkehrschaos. Manche Autos und Martschrutkas zogen geistesgegenwärtig Schneeketten auf, die meisten anderen blieben mit ihren abgefahrenen Sommerreifen hoffnungslose Opfer der spiegelglatten, immer mehr zugeschneiten Straßen. Uns zog es dick eingepackt in Mütze, Schal, Handschuhe, Strumpfhosen und Wanderstiefeln wie viele andere, sich am Schnee erfreuende Aserbaidschaner, im Schneegestöber auf die Straße. Ein langer Schneespaziergang zum Richard Sorge Denkmal (das muss hier jetzt auch mal erwähnt werden, denn inzwischen sind wir dort schon fast Stammkunden; es handelt sich um das Denkmal von Richard Sorge, einem sowjetischen Nationalheld der während dem 2. WK Spion der Sowjetunion war, das uns vor allem aufgrund der Tatsache überzeugt, dass die Person nicht wie üblich als pathetische mit den Armen in den Himmel zeigende übergroße Figur dargestellt wird. Beim Richard Sorge Denkmal blicken dich, vor allem eindrucksvoll bei Dämmerung, zwei riesige, leuchtende Augen an, aus einem halben Gesicht mit angedeuteten Zügen heraus, fast schon unheimlich und durchdringend, aber sehr sehr cool!).
sogar den Spatzen ist kalt...


Richard Sorge

Auf dem Weg beobachteten wir nicht nur super viele im Schnee spazierenden Menschen, sondern vor allem auch klapprige Ladas und Gigolos, die mit durchdrehenden Reifen versuchten vorwärts zu kommen, oder bremsten und trotzdem verzweifelt weiter rutschten. Aber erstaunlicherweise passierte...gar nichts. Keine Massenkarambolagen oder angefahrene Passanten, zumindest soweit wir das in den drei Stunden auf den Straßen mitbekommen haben. Zwar musste an der einen oder anderen Stelle die Marschrutka den Berg hochgeschoben werden, oder das Taxi aus einem Schneehaufen befreit werden, aber ansonsten blieb alles katastrophenfrei.



Kalt ist es, seitdem sich Baku unter einer dicken weißen Decke aus feinem Pulverschnee befindet und unter Umständen gefriert das ein oder andere Wasserrohr dann auch mal, aber dagegen gibt es ja Hamams (Dampfbäder), die man bei gegebenem Anlass aufsuchen kann. Ansonsten ist mir vor allem Eines aufgefallen: Stille! Zunächst, weil Schnee Lärm ja sowieso schon dämpft, aber auch weil nicht mehr so viele Fahrzeuge die Straßen bevölkern. Man kann plötzlich entspannt die Straße überqueren und sogar auf der Straße spazieren. Mit Schnee gefällt mir Baku richtig gut, es sieht sehr hübsch aus, tagsüber in der Sonne und abends mit den vielen leuchtenden Lämpchen. Da sich der ganze Dreck und Müll ja nun unter einem Haufen Schnee befindet, ist es plötzlich auch ungewohnt sauber und ordentlich in Baku (das schätzt man doch als Deutscher ;-)) Nur die Metro ist jetzt noch voller als sonst sowieso schon, aber das nimmt man ja gerne in Kauf, wenn dafür das Drumherum stimmt.
Trotz guten Zuredens machte die Kälte nicht vor unserer Wohnungstür Halt. Das Thermometer steigt nur in seltenen Fällen über 13 Grad in meinem Zimmer und was wir hier machen, kann man vielleicht in die Kategorie „Abhärtungstraining“ einordnen. Zunächst bewohnen Corinne und ich nur noch mein Zimmer, denn ihres ist so eine Art Anbau und deswegen sind die Wände noch weniger isolierfähig als in meinem Zimmer. Es dient nur noch als Abstellraum und heißt „ der Kühlschrank“. Unsere Betten stehen neben dem Ofen, der Wärme aus Andrejs Zimmer abstrahlt und unter unseren vielen warmen Decken bzw. bekleidet mit mehreren Schichten Pullovern, dicken Socken und Schals trotzen wir den Temperaturen. Außerdem laden wir uns oft netten Besuch ein, um die Anzahl an Körpern im Raum zu erhöhen und damit auch mehr Wärme zu produzieren. Manchmal reicht aber auch schon Tanzen (da wird einem warm), eine von Corinne und mir häufig praktizierte Tätigkeit, unser Besuch bleibt da eher zurückhaltend...
unser Wärmelager ist so gemütlich wie es aussieht :-)
Und während ich das hier schreibe, sind meine Finger und Füße auch schon wieder fast eingefroren, vielleicht sollte ich gleich mal eine Tanzrunde einlegen oder zum Aufwärmen heute mal wieder ins Hamam gehen.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo, gibt in Deutschland auch Schne, Vogel und Ofen?

Anonym hat gesagt…

Oh Elli, Du schreibst so schön und ich bekomme immer fernweh. Ich sitze hier in Cottbus und mir ist stinklangweilig. Dieses JAhr gab es bei uns keinen Schnee. Dabei mache ich so gerne Schneeballschlachten. Na ja, mach weiter so.
Gruß
Maik

Anonym hat gesagt…

@ vladislav
klar gibt es in Deutschland Schnee, Vögel und Öfen :-). Aber ganz ehrlich, dass mit dem Schnee fand ich in Baku die letzten Tage schon toller, denn in Deutschland kommt sofort ein Räumfahrzeug und eine Streumaschine und schwups gibt es keinen Schnee mehr und eisig ist es auch nicht, so dass man eigentlich in einer großen Stadt keine Gelegenheit hat eine Viertel Stunde zur U-Bahn Station zu schlittern und auf gar keinen Fall Angst haben muss, dass man hinfällt ;-).

@ maik
schön, dass dir mein Blog gefällt und ich hoffe für dich, dass es in Cottbus auch bald schneit, damit du Schneeballschlachten veranstalten kannst, aber wer bist du denn, ich glaub ich kenn dich nicht, oder...?

Anonym hat gesagt…

Hallo, dank fuer Deine Berichte. Und was machen mit Voegel? Gibt auch Maschine, die Voegel wegmacht? Und warum machen Schnee nicht weg mit Ofen? Ofen warm, Schne kalt...

Anonym hat gesagt…

hi vladislav, natürlich kann man theoretisch Vögel mit einem Gewehr erschießen, aber das ist erstens in Deutschland verboten (und in Aserbaidschan wahrscheinlich auch), moralisch absolut nicht vertretbar und total sinnlos. Warum fragst du eigentlich so was? Und warum sollte ich mit dem Ofen den Schnee wegmachen wollen, denn ich habe doch gesagt, dass ich den Schnee in Baku gut finde und es nicht schön finde, wenn er weg ist und in Deutschland wird er ja sowieso weg gemacht.

Anonym hat gesagt…

Aber wohin wird gemacht viele Schne? In Alpenraum? Vogel schiessen macht spas und polizei nicht merkt...

Anonym hat gesagt…

Ich vergess: Bei uns spichwoerte sage: Liebe Spatze in die Hand schiesse als Taube in die Fus.

Anonym hat gesagt…

Vladislav was bist du eigentlich für einer?! Jetzt hör mal endlich auf, Ellis Blog mit solchen bescheuerten Fragen und schwachsinnigen Aussagen zuzuspamen!

Anonym hat gesagt…

Hey, Elli, ich kenne Deinen Blog, weil ich ein guter Freund von Vladislav bin und er ihn mir empfohlen hat. Tu mir bitte einen Gefallen und lass es nicht zu, dass irgend so ein Hirni Vladislav auf Deinem Blog beleidigt... Danke

Anonym hat gesagt…

Halo Tilman,
bei uns dagt Sprichworte: Willst Du keine grosse aerger haben, musst Du schon immer lieb sein. Und: wenn du wind setzt, wirst orkan habe.

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich finde auch gemein, was Tilman mache. Und ich moechte sage, dass du doch nicht bist schoene man. Du lache wie honigkuchenpferd und Elli und Corinne tut mir leide. Hoffentlich Du Elli nicht heiraten diese schreckliche man. Vladi ist sehr vernunftig und kennt alle sprichworte...

Anonym hat gesagt…

Liebe Streithähne, Freunde der Harmonie und unermüdliche Fragensteller! Ich finde es total toll, dass ihr meinen Blog so regelmäßig lest und Gefallen daran gefunden habt euch auf den Kommentarseiten zu verewigen :-). Aber indem man sich streitet kommt man auch nicht weiter. Deswegen werde ich euch Nigar, Vladislav und Tilman mal zum Tee einladen und Maik schalten wir dann per Videokonferenz zu, und danach haben sich alle wieder lieb, ok?

Anonym hat gesagt…

Kommst Du aus Land ohne Ehre? Verletzte Ehre kann nicht repariere.