10.01.2008

Ganz herzlich begrüßen wir das Neue Jahr!

die WG letztes Jahr


Silvesterparty bei AOS

Vor Lichterketten und Glitzerbehang fast platzende, riesige Weihnachtsbäume stehen in Baku schon seit Anfang Dezember herum, bis zum Ende des Monats werden es immer mehr und auch mehr Weihnachtsmänner sieht man auf der Straße herumlaufen oder auf Bänken sitzen, damit man sich mit ihnen fotografieren lassen kann – für einen unvergesslichen Moment im Familienalbum. Für uns ein bisschen komisch, denn auch nach Weihnachten bzw. immer noch also im Januar blinken die Weihnachtsbäume und die Weihnachtsmänner zwinkern immer noch von den Bänken herüber und warten auf die nächsten Fotokandidaten. Aber Weihnachten ist doch längst vorbei bzw. Aserbaidschan ist ein muslimisches Land – woher der ganze Weihnachtskram? Wahrscheinlich ist das mit dem Weihnachtsbaum und den Weihnachtsmännern ein Resultat der russischen Einflüsse in Aserbaidschan. Das russisch orthodoxe Weihnachtsfest findet am 07. Januar statt und die Menschen machen sich ihre Geschenke zu Silvester. Aber das Neujahrsfest bzw. Silvester ist in Aserbaidschan besonders deswegen so wichtig, denn es handelt sich auch um den Tag der Vereinigung aller Aserbaidschaner.
Bei AOS feiern wir am 29.12. „New Year“. Mittags sitzen alle an einer langen Tafel, es gibt Säfte, Softdrinks, Rotwein für die Männer, Piraschki, überfahrenes Huhn, Gutabi, Mayonnaise Salate, Obst und Sahnetorte. Der hierarchischen, patriarchischen Rangordnung folgend (also erst der Chef, dann zuerst alle Männer ihrer Rangstellung im Büro folgend und dann die Frauen) bringt jeder einen Toast aus und wünscht AOS für die Zukunft eine prosperierende Entwicklung, Wachstum und Fortschritt. Aber natürlich darf auch der Gedanke an die Gesamtheit aller Aserbaidschaner nicht vernachlässigt werden und deswegen wird unter anderem auch auf eine baldige Befreiung Berg-Karabachs getrunken. Ein unleidiges, politisch sehr umstrittenes, emotional hoch aufgeladenes Thema, das man als Ausländer versucht nicht unbedingt anzusprechen. In meiner ersten Woche in Aserbaidschan fand ich mich nach bloßer Erwähnung aus Neugier mitten in einer heftigen Diskussion wieder. Aus Fehlern lernt man und inzwischen versuche ich mit den meisten Personen politische Diskussionen zu vermeiden. Nicht nur, weil die Diskussionen oft unsachlich und sehr emotional werden, sondern weil ich auch das Gefühl habe, die meisten sind es Leid immer wieder über den Konflikt mit Armenien zu sprechen. Gerade mit Ausländern, die eine völlig andere Perspektive im Konflikt einnehmen und eine eurozentrische Interpretation des Konfliktes haben, führt eine derartige Diskussion in den meisten Fällen nur zu Missverständnissen und Unverständnis auf beiden Seiten. Trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass es in absehbarer Zeit zu gar keiner friedlichen Einigung im Streit mit Armenien kommen kann, denn der Zorn und die unangefochtene Opferhaltung und Einstellung man sei im Recht wird wie ein zähes Feuerchen geschürt (auf beiden Seiten im Übrigen). Die junge Generation kommt so gar nicht auf die Idee die Situation zu hinterfragen oder eine andere Perspektive einzunehmen. Zum selbstständigen Denken wird man in Aserbaidschan nicht erzogen, was aber nicht heißt, dass es in Aserbaidschan niemanden gibt, der reflektiert und nachdenkt. Ich habe in der Zwischenzeit viele, vor allem junge, sehr fitte Azeris kennen und schätzen gelernt. Trotzdem ist es schade, dass das Bildungssystem so verkommen und marode ist, denn es gibt viele intelligente und interessierte junge Menschen hier und sicher noch viel mehr, die Potential aufweisen, das nur nicht gefördert wird. Aber die meisten derjenigen, die etwas voranbringen und bewegen könnten sind dann auch diejenigen, die weggehen und die die Chance nutzen, um im Ausland studieren oder zu arbeiten.
Kurzer Exkurs – jetzt geht es wieder um Neujahr. Michi hatten wir nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten ja doch noch glücklicherweise nach Aserbaidschan geschleust. Eigentlich haben wir nicht mehr damit gerechnet, denn auf der aserbaidschanischen Botschaft in Tbilisi, wo Michi seit Wochen sein Visum beantragen wollte, hieß es plötzlich: vom 25.12. bis 02.01. werden keine Visa ausgestellt. Ok, und wieso? Zuerst unterstellten wir der Botschaft gemeine Willkür. Aber da lagen wir falsch, denn der sehr nette und hilfsbereite Botschaftsmitarbeiter hatte selber Angst um sein Leben. Das Kontingent an Visa für 2007 war vor Ablauf des Jahres ausgelaufen. Haben wir wieder was gelernt, es gibt eine vorher festgelegte Anzahl an Visa, die pro Jahr ausgestellt werden können. Tatsächlich? Oder nur bei der aserbaidschanischen Botschaft in Tbilisi?! Auf jeden Fall wartete der Botschaftsmitarbeiter genauso sehnsüchtig auf Visanummern aus Baku wie wir und die LKW-Fahrer an der aserbaidschanischen Grenze, die seit Tagen an der Grenze festsaßen. Aller guten Dinge sind drei und beim dritten Versuch, am 28.12. gab es dann doch noch eine Nummer für Michi und wir konnten ihn mit in die kaukasische Metropole nehmen. Silvester genossen wir von einer Dachterrasse in der Altstadt einen schönen Blick auf Baku City und das Feuerwerk. Punkt 12 stießen wir mit einem Dutzend anderen Deutschen auf das Neue Jahr an, aber von Feuerwerk keine Spur. Eigentlich nicht so verwunderlich, eher erwartungsgemäß. Zehn Minuten nach 12 ging es dann aber los und die nächste halbe Stunde war der Himmel über Baku flackernd, bunt erleuchtet.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Halo, wie heissen junge man aus die wg? Mir grosse interessiere...

Anonym hat gesagt…

Herzallerliebste Nigar!
der heißt Tilman von Meltzer...nur zu empfehlen der junge Mann, aber in Wirklichkeit ist er noch viel überzeugender als auf dem Foto ;-).
Komm doch einfach mal bei uns vorbei, wir schauen öfter Filme, machen Mittgasschlaf oder essen irgendwas. Du bist jederzeit, wie alle anderen, herzlich bei uns willkommen. Bei der Gelegenheit kannst du sowohl Tilman als auch sicherlich mal Andrej kennenlernen.
Ich freue mich auf dich!

Anonym hat gesagt…

Liebe Elli, wen Tilman ist so gut man und du wohnst zusamme mit, warum ihr nicht heiraten selbst?

Anonym hat gesagt…

Nigar, meine Liebe, er hat mir noch keinen Antrag gemacht! Außerdem dachte ich immer, dass er nur Augen für die hübschen Aserbaidschanerinnen hat...

Anonym hat gesagt…

Liebster Elli, aber Deutschman und Aserbaidjanfrau nicht passt gut ist gewese sein worde. U nas man sagt: Frau nur schen fuer fuenfte Jahre. Also du sage bitte ihm, dass er nicht mache heiraten unsere Frauen, damit bleibe er glickliche man.